Geschichte zur Insel Korcula

Historiker sind sich einig, dass die Geschichte Korčulas bis in die Antike hineinragt, doch beschreiben sie diese Zeit unterschiedlich. Während die einen von einer illyrisch-griechischen Handelskolonie ausgehen, finden die anderen hier zahlreiche Hinweise auf den legendären Aufenthaltsort der Zauberin Circe, die Odysseus und seine Männer in ihren Bann zog: In Knezina soll sie ihre Schlösser gehabt haben, noch heute zeugen Mauerreste von dem Anwesen. Um die Schlösser herum befinden sich weite Felder und Weingärten; hier wächst “moly”, das Kraut, das so himmlisch duftet, dass Odysseus ihm nicht widerstehen konnte und grk, der Lieblingswein des Kriegshelden und Seefahrers. Mit diesen Zutaten machte Circe die Griechen betrunken, betäubte sie und verzauberte sie. Und an der Bucht von Przina soll sich das heimliche Liebesnest von Odysseus und Circe befunden haben. Sollte dies tatsächlich der Wahrheit entsprechen, hat Odysseus sein romantisches Geheimnis zu Lebzeiten gut gehütet, denn den Griechen war Korčula ausschließlich als “die schwarze Insel” - vermutlich wegen der dichten Kiefernwälder - bekannt.

An dieser entdeckte Kaiser Augustus wegen der gut ausgebauten Handelsrouten nach Salona, Trogir und Vis sein Interesse und Korčula wurde bald darauf dem römischen Reich einverleibt. In den vorangegangenen Kämpfen wurde die Bevölkerung der Insel fast auf Null dezimiert und auch im weitren Verlauf der Geschichte mussten immer wieder schwere Atacken wie Epidemien, Kriege und wirtschaftliche Nöte bewältigt werden. Im fünften Jahrhundert, als Rom schwächer und schwächer wurde, übernahmen die Goten Korčula, mussten die Insel aber bald darauf an das wachsende byzantinische Weltreich abtreten. Auf Grund derer Eroberungszüge kam es auch zu Völkerwanderungen und Flüchtlingsströmen, so dass die Bevölkerungsdichte in dieser Zeit auf Korčula wie auf allen kroatischen Inseln anstieg. Wenig später musste man sich mit einem erneuten Herrscherwechsel arrangieren, als Venedig befand, es gebe zu viel Schutzgeld für unbehelligte Schiffsfahrten durch die Adria aus und kurzerhand den gesamten Raum eroberte und selbst sicherte.

Die berühmteste Episode dieser Zeit ist wohl die Schlacht zwischen Venedig und Genua vor Korčula bei der der berühmteste Sohn der Insel - der Entdeckungsreisende Marco Polo - gefangen genommen wurde. Mit dem Sieg der Venezianer kehrte fast so etwas wie Stabilität in die Jahrhunderte ein: Sowohl die Angriffe der Franzosen 1483 als auch die der Türken 1571 konnten erfolgreich abgewehrt werden. Durch die Unterstützung der Dogen und den Einfluss der Statthalter florierten Baukunst, Handel und Kultur auf der Insel. Doch ebenfalls im Jahr 1571 ereilte die Inselbewohner ein brutales Schicksal: Die Pest brach aus und raffte etliche der damals 6000 Inselbewohner dahin. Um der Epidemie Einhalt zu gebieten entschloss man sich schweren Herzens, die verseuchten Häuser niederzubrennen. Noch heute stehen Hausfassaden ohne Dachstuhl, die so genannten “kucistas” auf der Insel und erinnern an die schwere Zeit und die drastische Entscheidung. Doch auch die Zerstörung weiter Teile der Insel minderte nicht das Interesse an ihr. In den chaotischen Jahrhunderten zwischen der französischen Revolution und dem ersten Weltkrieg erklärten sowohl Russland, Frankreich und England um die Insel während Österreich proklamierte, dass sie eigentlich Italien zustünde. Die Inselbevölkerung nahm die internationalen Veränderungen mit Gleichmut hin und widmete sich der Schiffsfahrt, dem erlernen kunstvoller Steinmetztechniken und dem Weinanbau. Auf allen Bereichen war Korčula berühmt und zahlreiche Fassaden und Denkmäler in ganz Kroatien zeugen heute noch von dem Geschick der Inselkünstler in der Marmorbearbeitung. Auch die Weine Korčulas sind noch heute berühmt und einige Dörfer leben noch heute mehr von Schifffahrt und Fischfang als dem Tourismus. Dies ist ein großes Glück und Beweis des Durchhaltewillens der Bevölkerung denn im 19. Jahrhundert fiel die Reblaus auf Korčula ein und vernichtete fast den gesamten Weinbestand. Zur selben Zeit löste die Dampfschifffahrt das traditionelle Segeln ab, was auch dem zweiten Wirtschaftszweig der Inselbewohner nahezu ruinierte und wegen der allgemeinen, auch andere Inseln und Städte betreffenden Regression baute niemand mehr neue Häuser oder kaufte Kunstwerke, was nun auch noch die Steinmetze arbeitslos werden ließ.

Doch da Korčula nicht nur wirtschaftliche sondern auch natürliche Qualitäten bietet - nicht umsonst tragen diese Insel, Hvar und Brac gemeinsam den Beinamen “Die Sonneninseln” - konzentrierte man sich auf den Tourismus und in Strömen zogen Kroaten und internationale Gäste mindestens für ein paar Wochen pro Jahr hierher. Darüber regenerierte sich auch die restliche Wirtschaft und alles hätte perfekt sein können, hätte nicht ein neuer Krieg den florierenden Fremdenverkehr fast gänzlich gestoppt: 1991 wurde von Korčula aus die Serbische Seeblockade gebrochen und zehntausende Flüchtlinge fanden bis 1995 auf Korčula Schutz. Heute hat sich die Insel auch von diesem düsteren Kapitel erholt und blickt voller Zuversicht auf eine sonnige Zukunft, wie sie auch die Zauberin Circe nicht schöner hätte erschaffen können!